Windenergie ist eine elementare erneuerbare Energie. Bei der Errichtung von Windparks in der freien Natur sind hochemotionale Diskussionen allerdings oft vorprogrammiert – etwa, wenn es um Eingriffe in das Landschaftsbild geht. Wir haben das Thema näher beleuchtet.
Die Natur kann unser bester Partner sein. Aus dem Wind die Energie für unser tägliches Leben zu gewinnen, ist seit jeher ein Menschheitstraum. In der Vergangenheit wurde die mit Windmühlen verfügbar gemachte mechanische Energie direkt vor Ort genutzt: Korn zu Mehl gemahlen, Grundwasser an die Erdoberfläche gefördert oder Sägewerke betrieben. Heute ist die Erzeugung von elektrischer Energie mit Windkraftanlagen die mit grossem Abstand wichtigste Nutzung. 2023 lieferten die weltweit installierten Anlagen rund 2’300 Terrawattstunden elektrischer Energie – entsprechend etwa 7,8 Prozent der weltweiten Stromproduktion. Auf guten Standorten waren die Stromgestehungskosten von Windkraftanlagen bereits 2013 günstiger als die neuer Kohle- und Kernkraftwerke. Umso schöner ist es, dass sich mit «Grotwind» aktuell ein sehr ambitioniertes Windkraftprojekt in der Machbarkeitsphase befindet.
Zunächst geht es darum, die lokalen Windverhältnisse zu überprüfen: Über einen Zeitraum von insgesamt zwölf Monaten untersucht eine Windmessung das Winddargebot und mit einer «Horchbox» werden die Flugbewegungen der Fledermäuse aufgezeichnet. Der 80 Meter hohe Messmast auf dem Grot zeichnet dabei verschiedenste Wetter-Messwerte auf: Er ist mit unterschiedlichen Sensoren ausgerüstet und wertet die Winddaten auf drei Messhöhen kontinuierlich aus. Diese Daten werden nach einem Jahr Messdauer in einem detaillierten Windgutachten zusammengetragen und geben Aufschluss über das Windverhalten am Standort Grot – also die wissenschaftliche Grundlage, ob das Windprojekt an diesem Standort weiterentwickelt wird.
«Die Ergebnisse der Datenauswertung sind eine wichtige Grundlage, um standortspezifische Windturbinen zu bestimmen oder beispielsweise auch zukünftige Abschalt-Algorithmen der Anlage zu beurteilen. Unser Ziel ist es, die Einwirkungen auf Menschen, Tiere und Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren»,
sagt Adriano Tramèr, Leiter Geschäftsbereich Produktion und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAK.
Zusätzlich zu den Winddaten zeichnet die Anlage natürlich auch Wetterdaten auf. Zudem kommt in der Höhe von 69 Metern die «Horchbox» zum Einsatz, die diverse Fledermausaktivitäten und Töne protokolliert. Die verschiedenen Tonfrequenzen geben Aufschluss über die Fledermausart und die Flugaktivitäten. Voraussichtlich Mitte 2025 wird der Messmast wieder demontiert.
Wind ist kraftvolle Natur
Um die Auswirkungen von Windparks auf die Umwelt zu minimieren, gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Sie erhöhen alle die Akzeptanz von Windenergieanlagen und verringern gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf die Umwelt.
Lichtemissionen
Die nächtliche Beleuchtung von Windenergieanlagen wird bedarfsgerecht gesteuert, um störendes Licht zu minimieren. Zudem werden reflektierende Farben vermieden, um den Stroboskopeffekt zu reduzieren.
Lärmminderung
Technische Massnahmen wie aerodynamisch optimierte Rotorblätter können den Lärmpegel reduzieren, was sowohl Menschen als auch Tiere weniger stört.
Schutz von Vögeln und Fledermäusen
Die Standortwahl ist entscheidend, um Gebiete zu vermeiden, die für den Vogel- und Fledermauszug wichtig sind. Temporäre Abschaltungen bei Massenzugereignissen und Kamerasysteme zur Echtzeitüberwachung können das Kollisionsrisiko verringern. Ablenk- und Anlockflächen helfen, Vögel aus dem Gefahrenbereich fernzuhalten.
Naturschutz und Ausgleichsmassnahmen
Strenge Gesetze und Richtlinien sorgen dafür, dass der Schutz der Natur und bestimmter Arten während Planung, Bau und Betrieb von Windparks berücksichtigt wird. Dazu gehören auch Ausgleichsmassnahmen zur Verbesserung der Lebensräume betroffener Arten.
know-how: wie windkraft funktioniert
Windkraftanlagen produzieren Strom, indem sie die kinetische Energie (Bewegungsenergie) des Windes in elektrische Energie umwandeln. Die riesigen Rotorblätter drehen sich und übertragen die Kraft des Windes über eine Antriebswelle an einen Generator. Dieser steckt im «Maschinenraum» hinter den Rotorblättern – dem Herzstück der Anlage. Windkraftanlagen befinden sich zumeist auf Hügeln oder in weitläufigen Küstengebieten – also an Orten mit besonders viel konstanter Windbewegung. Die wuchtigen Rotorblätter sind so konstruiert, dass sie abhängig von der Windstärke immer die grösstmöglichen Mengen Strom erzeugen.
know-how: warm durch den winter
Die Schweiz produziert im Winter deutlich weniger Strom, als sie verbraucht. Es fehlt also in der kalten Jahreszeit Strom, der folglich importiert werden muss. Eine Situation, die sich im Übrigen in den kommenden Jahren deutlich verstärken wird, wenn im In- und Ausland immer mehr Kern- und Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden. Deshalb ist es wichtig, Lösungen zu finden, um im Winter zusätzlichen Strom aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. Die Windkraft produziert hierzulande rund zwei Drittel der Jahresenergiemenge über die Wintermonate und ist eine optimale Ergänzung zur Wasserkraft und Photovoltaik. Die Dekarbonisierung führt nämlich dazu, dass wir künftig mehr Strom brauchen in unserem Land. Besonders im Winter – und natürlich im Zuge der Umstellung unserer fossilen Heizsysteme auf erneuerbare Wärmeproduktion.